Per-Hendrik
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BEETLE, SO LIEBE ICH DICH
Der Beetle öffnet sich. Endlich. Fünf Jahre nach der Limousine kommt im Sommer das Cabrio. Käfer-Fan Margret Hucko hat es in Florida schon gefahren - und sich spontan verliebt
Als Gerda in mein Leben trat, schloss ich sie sofort ins Herz. Trotz des grossen Altersunterschiedes. Sie war damals 18, ich gerade vier Jahre alt. Wir verstanden uns prima - auch ohne Worte. Gerda war ein Glücksgriff meiner Eltern. Ein Prachtexemplar von einem Käfer.
Heute, 23 Jahre später, treffe ich Gerda wieder - zugegeben, deutlich moderner in Form. Ich sitze am Steuer des New Beetle Cabrio 2.0 und fahre über die Highways von Florida. Der Viersitzer in Babyblau erinnert mit seinen grossen Kulleraugen mehr an einen Waschbären als an ein Krabbeltier.
Gerda war einfach nur grün, 30 PS stark und herrlich volkstümlich. Das neue Beetle Cabrio ist ein Lifestyle-Auto, "ein avantgardistisches Unikum, das keine Konkurrenz fürchten muss", glaubt VW. 25 000 bis 30 000 Stück wollen die Wolfsburger pro Jahr in Deutschland absetzen. Mehr als doppelt so viele wie vom geschlossen Bruder, der in Deutschland nie die hohen Erwartungen erfüllen konnte.
Auf dem Ocean Drive, Miamis Flanierpromenade, treffen wir Tom, einen Strassenfeger: "Gibt's den schon zu kaufen?", will er wissen und stemmt dabei seinen Arm in die Hüfte.
Fünf Jahre nach der Einführung des Beetles wird das Cabrio im Januar auf der Motor Show in Detroit vorgestellt. Wir müssen bis Mai oder Juni warten, dann soll der offene Viersitzer auch zu uns kommen.
Vorschriftsmässig mit 65 Meilen ( 105 km/h ) bummel ich gemächlich über den Highway. Der Motor ist eine solide 2,0-Liter Maschine, die wir aus dem Golf kennen. Und so fährt sich das Cabrio auch - wie ein Golf. Das Lenkrad zittert nicht. Nie. Nicht bei Höchstgeschwindigkeit und in keiner Kurve. Der Beetle trotzt mit seiner hohen Torsionssteifigkeit jeder Eigenständigkeit der Karosserie.
Der Möchtegern-Käfer-Nachfolger kommt mit seinen 115 PS und der Sechsgangautomatik bei niedrigen Drehzahlen nur schwer in die Gänge, trabt träge wie ein Bernhardiner über den Asphalt - dafür extem leise.
Etwas agiler wird der im mexikanischen Puebla gebaute Knubbel im Programm "S". Mehr Spass als die Automatik macht der Zweiliter-Vierzylinder auf jeden Fall mit Fünggang-Schaltgetreibe.
Die Übersetzungen sind kürzer, und der Motor soll mit 8,8 Litern im Durchschnitt einen halben Liter Super Plus weniger als die Automatik-Version verbrauchen.
In Europa gibt's das Cabrio mit vier verschiedenen Antrieben: drei Benziner ( 75, 102 und 115 PS ) sowie ein TDI ( 100 ). Hier in den USA verkauft VW das Cabrio auch mit 150 PS. Warum nicht auch bei uns? Sei es drum, ich bin mir sicher: Kommt Zeit, kommen auch stärkere Motoren. So war das bisher immer.
Am Strand proben wir den Ernstfall. Bei strahlendem Sonnenschein, 32 Grad im Schatten und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Würde uns der Beetle lange im Regen stehen lassen? In Hamburg, Wolfsburg oder Aachen? Nein, würde er nicht. Wir entriegeln den Griff am Cabrio-Himmel, der Rest läuft automatisch per Knopfdruck. In nur 13 Sekunden öffnet und schliesst der Wagen sein Verdeck. Anschliessend verschwindet das Stroffdach unter einer Persenning. Das Astra Cabrio von Opel braucht dazu 30 Sekunden.
Schneller noch als das "Sesam, öffne dich!" des elektrischen Daches ( Aufpreis: 750 Euro ) trifft der Beetle ins Herz. Vorbei an zitronengelben und rosaroten Häuserfassaden des Art-deco-Districts, winkt uns eine junge Kubanerin von der Veranda begeistert zu. Der Wagen ist supersüss und supersexy - finden die Amerikander. "I love it!", brüllt uns der Fahrer eines GM-Trucks zu. Wir auch. Schon für seine schönen Details. Wie den CD-Wechsler in der Mittelarmlehne ( 435 Euro ), die Blinker in den Aussenspiegeln oder die Blumenvase im Armaturenbrett. Aber auch für den Kofferraum, der mit 201 Litern beinahe so gross ist wie beim geschlosssen Beetle ( 209 Liter ). Wir mögen ihn, weil er uns Sicherheit schenkt: ABS, Seitenairbags und ESP sind serienmässig, hinter der Rücksitzlehne ist ein Überrollschutz integriert - kein hässlicher Henkel wie beim Erdbeerkörbchen-Golf. Ein Crashsensor löst das Schutzsystem aus. In nur 0,25 Sekunden fahren zwei Stützen aus und schützen die Insassen zusammen mit dem verstärkten Windschutzscheibenrahmen bei eventuellen Kopfständen.
Und wir schätzen ihn für seinen charmanten Preis: 19 750 Euro wird das Cabrio mit 75 PS bei uns kosten, der Sechsgang-Automat mit 115 PS liegt bei 23 875 Euro. "Ein nettes Give-Away" nennt VW-Vorstand Jens Neumann den Kampfpreis.
Volkswagen will mit dem stürmischen Rundling vor allem die Herzen der Damen gewinnen: Über 50 Prozent der Beetle-Cabrio-Fahrer werden junge Frauen sein, prophezeit eine VW-Analyse. Ich jedenfalls habe mich schon in das Beetle Cabrio verliebt. Es ist fast so wie mit Gerda vor 23 Jahren.
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( AutoBild, Heft 42, Seiten 8 - 13 )
BEETLE, SO LIEBE ICH DICH
Der Beetle öffnet sich. Endlich. Fünf Jahre nach der Limousine kommt im Sommer das Cabrio. Käfer-Fan Margret Hucko hat es in Florida schon gefahren - und sich spontan verliebt
Als Gerda in mein Leben trat, schloss ich sie sofort ins Herz. Trotz des grossen Altersunterschiedes. Sie war damals 18, ich gerade vier Jahre alt. Wir verstanden uns prima - auch ohne Worte. Gerda war ein Glücksgriff meiner Eltern. Ein Prachtexemplar von einem Käfer.
Heute, 23 Jahre später, treffe ich Gerda wieder - zugegeben, deutlich moderner in Form. Ich sitze am Steuer des New Beetle Cabrio 2.0 und fahre über die Highways von Florida. Der Viersitzer in Babyblau erinnert mit seinen grossen Kulleraugen mehr an einen Waschbären als an ein Krabbeltier.
Gerda war einfach nur grün, 30 PS stark und herrlich volkstümlich. Das neue Beetle Cabrio ist ein Lifestyle-Auto, "ein avantgardistisches Unikum, das keine Konkurrenz fürchten muss", glaubt VW. 25 000 bis 30 000 Stück wollen die Wolfsburger pro Jahr in Deutschland absetzen. Mehr als doppelt so viele wie vom geschlossen Bruder, der in Deutschland nie die hohen Erwartungen erfüllen konnte.
Auf dem Ocean Drive, Miamis Flanierpromenade, treffen wir Tom, einen Strassenfeger: "Gibt's den schon zu kaufen?", will er wissen und stemmt dabei seinen Arm in die Hüfte.
Fünf Jahre nach der Einführung des Beetles wird das Cabrio im Januar auf der Motor Show in Detroit vorgestellt. Wir müssen bis Mai oder Juni warten, dann soll der offene Viersitzer auch zu uns kommen.
Vorschriftsmässig mit 65 Meilen ( 105 km/h ) bummel ich gemächlich über den Highway. Der Motor ist eine solide 2,0-Liter Maschine, die wir aus dem Golf kennen. Und so fährt sich das Cabrio auch - wie ein Golf. Das Lenkrad zittert nicht. Nie. Nicht bei Höchstgeschwindigkeit und in keiner Kurve. Der Beetle trotzt mit seiner hohen Torsionssteifigkeit jeder Eigenständigkeit der Karosserie.
Der Möchtegern-Käfer-Nachfolger kommt mit seinen 115 PS und der Sechsgangautomatik bei niedrigen Drehzahlen nur schwer in die Gänge, trabt träge wie ein Bernhardiner über den Asphalt - dafür extem leise.
Etwas agiler wird der im mexikanischen Puebla gebaute Knubbel im Programm "S". Mehr Spass als die Automatik macht der Zweiliter-Vierzylinder auf jeden Fall mit Fünggang-Schaltgetreibe.
Die Übersetzungen sind kürzer, und der Motor soll mit 8,8 Litern im Durchschnitt einen halben Liter Super Plus weniger als die Automatik-Version verbrauchen.
In Europa gibt's das Cabrio mit vier verschiedenen Antrieben: drei Benziner ( 75, 102 und 115 PS ) sowie ein TDI ( 100 ). Hier in den USA verkauft VW das Cabrio auch mit 150 PS. Warum nicht auch bei uns? Sei es drum, ich bin mir sicher: Kommt Zeit, kommen auch stärkere Motoren. So war das bisher immer.
Am Strand proben wir den Ernstfall. Bei strahlendem Sonnenschein, 32 Grad im Schatten und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Würde uns der Beetle lange im Regen stehen lassen? In Hamburg, Wolfsburg oder Aachen? Nein, würde er nicht. Wir entriegeln den Griff am Cabrio-Himmel, der Rest läuft automatisch per Knopfdruck. In nur 13 Sekunden öffnet und schliesst der Wagen sein Verdeck. Anschliessend verschwindet das Stroffdach unter einer Persenning. Das Astra Cabrio von Opel braucht dazu 30 Sekunden.
Schneller noch als das "Sesam, öffne dich!" des elektrischen Daches ( Aufpreis: 750 Euro ) trifft der Beetle ins Herz. Vorbei an zitronengelben und rosaroten Häuserfassaden des Art-deco-Districts, winkt uns eine junge Kubanerin von der Veranda begeistert zu. Der Wagen ist supersüss und supersexy - finden die Amerikander. "I love it!", brüllt uns der Fahrer eines GM-Trucks zu. Wir auch. Schon für seine schönen Details. Wie den CD-Wechsler in der Mittelarmlehne ( 435 Euro ), die Blinker in den Aussenspiegeln oder die Blumenvase im Armaturenbrett. Aber auch für den Kofferraum, der mit 201 Litern beinahe so gross ist wie beim geschlosssen Beetle ( 209 Liter ). Wir mögen ihn, weil er uns Sicherheit schenkt: ABS, Seitenairbags und ESP sind serienmässig, hinter der Rücksitzlehne ist ein Überrollschutz integriert - kein hässlicher Henkel wie beim Erdbeerkörbchen-Golf. Ein Crashsensor löst das Schutzsystem aus. In nur 0,25 Sekunden fahren zwei Stützen aus und schützen die Insassen zusammen mit dem verstärkten Windschutzscheibenrahmen bei eventuellen Kopfständen.
Und wir schätzen ihn für seinen charmanten Preis: 19 750 Euro wird das Cabrio mit 75 PS bei uns kosten, der Sechsgang-Automat mit 115 PS liegt bei 23 875 Euro. "Ein nettes Give-Away" nennt VW-Vorstand Jens Neumann den Kampfpreis.
Volkswagen will mit dem stürmischen Rundling vor allem die Herzen der Damen gewinnen: Über 50 Prozent der Beetle-Cabrio-Fahrer werden junge Frauen sein, prophezeit eine VW-Analyse. Ich jedenfalls habe mich schon in das Beetle Cabrio verliebt. Es ist fast so wie mit Gerda vor 23 Jahren.
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( AutoBild, Heft 42, Seiten 8 - 13 )